Die „Investitionen“ eines Iaidoka – wann kaufe ich was…
Iaido ist eine Kampfkunst-Sportart, die nicht gerade (außerhalb Japans) zum Breitensport gehört und daher eher ein Schattendasein fristet. Oft führt der Weg zum Iaido über das Interesse am Katana, dem Schwert der Samurai. Im Folgenden werden – für diejenigen, deren Interesse am Katana nicht nur theoretischer Natur ist oder bleiben soll – ein Paar Ratschläge zum Einstieg ins Training gegeben und (vor allem) wann welche Anschaffungen sinnvoll bzw. notwendig sind:
1) Wo in meiner Nähe gibt es Möglichkeiten, an einem Iaido-Training unter fachkundiger Anleitung teilzunehmen? Informationen dazu bieten die Internetseiten des Deutschen Iaido-Bundes (DIaiB) und dessen Landesverbände. Iaido-Kurse bieten auch einige Hochschulen im Rahmen des Hochschulsports. Manchmal hat man auch die Wahl unter mehreren Koryu. Das sind traditionelle Iaido-Schulen, die ihre jeweils verschiedenen Stilrichtungen praktizieren, z. B.: Muso shinden ryu, Hokushin itto ryu hyoho, Jikiden eishin ryu, shinkage yagyu ryu etc. Auf alle Fälle sollte bei jedem Dojo (Trainingsgemeinschaft, Trainingsort) ein oder noch besser mehrere Probetrainings vereinbart
werden, bevor man sich für ein Dojo entscheidet.
2) Hat man seine Entscheidung getroffen, reichen für den Anfang:
– lockere Trainingskleidung, wie z. B. lange Trainingshose und ein T-Shirt,
– Knieschoner (z. B. für Volleyball),
– Bokken – ein Übungsschwert aus Holz. Dieses stellen die meisten Dojos den Anfänger*innen kostenlos zur Verfügung.
3) Nachdem die Neue/der Neue sich eingelebt hat und dem Dojo beigetreten ist, geht es an die
Beschaffung der notwendigen Ausstattung:
– Iaido-Gi, -Hakama und -Obi – die traditionelle Bekleidung für Iaido,
– gute Knieschoner – Eure Knie werden es Euch danken,
– eigenes Bokken – am besten mit einer geeigneten Transporttasche,
– ggf. „Tabi – sockenähnliche Fußschoner, insb. wenn dies medizinisch indiziert ist.
Man kann hier preislich und qualitativ schwer danebenhauen, also wäre es sehr angebracht, die Trainerin/den Trainer (Sensei) um eine Empfehlung zu bitten, bevor man sich Sachen kauft, die vielleicht schick aussehen, aber für das Training ungeeignet sind. Das o. g. „Starter-Kit“ wird mit 100-200 € zu Buche schlagen: Iaido-Bekleidung ab 100€, Bokken ab 20€, Knieschoner ab 20€… Es ist sicherlich nicht verkehrt, sich beim Kauf eines Bokken gleich die passende Saya (Schwertscheide) zuzulegen, damit nicht nur die Katana-te (die „Schwert-Hand“) trainiert wird, sondern auch die linke Hand, die beim Ziehen des Schwerts eine entscheidende Rolle spielt.
4) Macht das Training gute Fortschritte und hat man sich entschieden, Iaido ernsthaft zu betreiben, sollte die Anschaffung eines Iaito (Übungsschwert) in Betracht gezogen werden. Am besten spricht man darüber zunächst mit dem Trainer/der Trainerin. Sie verfügen über die notwendige Erfahrung, um zu beurteilen, ob eine Anfängerin/ein Anfänger schon so weit ist. Ein (halbwegs) echtes Schwert zu besitzen und zu benutzen ist vielleicht der entscheidendste Schritt in der Karriere eines/-r Iaidoka (Iaido-Praktizierende/-r). Im Gegensatz zu einem echten Samurai-Schwert, einem Shin-ken (echtes bzw. wahres Schwert) besteht die Klinge eines Iaito zumeist nicht aus gehärtetem Stahl, sondern aus einer Zink-Aluminium-Legierung und ist darüber hinaus nicht scharf. Ein Iaito kommt
aber in Handhabung und Balance einem echten Schwert recht nahe. Hier ein wichtiger Hinweis: Beim Kauf eines Iaito, kann man noch mehr (und schwerwiegendere) Fehler machen als beim Kauf der Iaido-Bekleidung. Daher sollten unbedingt die Trainer oder andere erfahrenen Iaidoka um Rat gebeten werden! Ein Iaito kann 80€, 130€ oder 500€ kosten. Aber selbst ein Iaito für sage und schreibe 1.200€ – wie wir aus leidiger Erfahrung wissen – kann
nicht nur für das Training absolut untauglich sein, sondern auch eine Gefahr für andere Iaidoka darstellen! Manchmal legen Menschen, die Iaito verkaufen, aber selbst kein Iaido praktizieren, keinen Wert auf Qualität und Sicherheit der Übungsschwerter. Die Kräfte, die auf ein 800 g schweres und dynamisch eingesetztes Sportgerät einwirken, sind teilweise enorm. Sind die Klinge, der Griff und Mekugi (ein Holzstift, der Griff und Klinge verbindet) nicht passgenau und aus geeigneten Materialien gefertigt, kann dies schwerwiegende Folgen haben. Es ist schon vorgekommen, dass sich Klingen während des Trainings gelöst haben. Auch wenn ein Iaito nicht scharf ist, darf so etwas niemals passieren. Auch eine ungeschärfte Klinge ist spitz.
5) Mit dem Erwerb des eigenen Iaito ist die letzte Sprosse der Karriereleiter aber noch nicht erreicht. Nach vielen Jahren der Mühe, des Trainings und erfolgreich bestandener Prüfungen kommt die Zeit, um ein Shin-ken, ein echtes, scharfes Schwert zu besitzen und führen zu können. Doch bis dorthin und der Entscheidung, ob es ein „Baumarkt-Schwert“, ein japanisches Shin-ken oder eines vom Schmied des eigenen Vertrauens angefertigtes Schwert sein soll (siehe Link auf dieser Seite), ist man selbst soweit, das beurteilen zu können.